Bei Siem Reap gibt es nicht nur Angor Wat. Nahe der Stadt liegt eine Unzahl von Tempeln, die alle zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert von den Khmer erbaut wurden. Einige sind wohl noch gar nicht richtig erschlossen bzw. entdeckt. Der größte und bekannteste Tempel ist ohne Frage Angkor Wat. Daneben gibt es als bekanntere Tempel den beeindruckenden Bayon, der in der unfassbar weitläufigen Tempelstadt Angkor Thom liegt, und Ta Prohm, der im Lara Croft-Film Tomb Raider als Kulisse diente und mit Dschungel-Flair einen besonderen Reiz ausstrahlt.
Man kann also sehr viel Zeit im Angkor Archeological Park verbringen. Dafür gibt es unterschiedliche Tickets zu unterschiedlichen Preisen. Je länger man bleibt, desto günstiger wird es: das one-day-ticket kostet 35 USD, für drei Tage zahlt man 62 USD und für sieben Tage 72 USD. Man muss die Mehr-Tages-Tickets auch nicht an auf einander folgenden Tagen nutzen, sondern hat für die drei Tage zehn Tage und für die sieben Tage sogar einen Monat Zeit. Kontrolliert wird das ganze mit einem Visitor-Pass, der mit einem Bild versehen wird und den man immer dabei haben muss. Die Kontrollen sind auch sehr umfassend. An jeder Zufahrtsstraße in den Park und vor jedem Tempel wird der Pass genau geprüft. Wir waren stolze Besitzer eines Seven-day-tickets, von dem wir auch immerhin fünf Tage genutzt haben. Wir haben jetzt aber noch knapp drei Wochen Zeit um die verbleibenden zwei Tage noch zu nutzen...
Um den Park zu besuchen bieten sich zwei Routen an: die kleine - auf der Karte in lila markiert - und die große Runde - in rot. Die Runden überschneiden sich teilweise, aber außer den Hauptsehenswürdigkeiten Angkor Wat und Angkor Thom werden unterschiedliche Tempel besucht, die auch alle ihre Eigenarten haben und jeder für sich ist reizvoll. Das Gebiet ist unvorstellbar groß. Für die große Runde ist man 18 km unterwegs. Wir haben am ersten Tag die Tempel der kleinen Runde und am zweiten Tag die Tempel der großen Runde besichtigt. Es gibt die Bergtempel, die vor allem in die Höhe gehen und an den heiligen Berg Meru erinnern. Hier geht es über schmale und abgenutzte Treppen sehr steil zum Hauptheiligtum hoch. Bei den Flächentempeln liegt alles auf einer Ebene und man arbeitet sich durch Gänge und Vorräume zum Hauptheiligtum vor. Daneben kann man noch unterscheiden, in welchem Zustand die Tempel sind. Einige sind sehr gut restauriert und wirken aufgeräumt, andere sind noch vom Dschungel eingenommen und verfallen.
Am dritten Tag standen dann intensiv Angkor Wat und Angkor Thom auf dem Programm. Eigentlich hat man dann auch fast schon genug Tempel gesehen. Wir haben aber noch weiter gemacht und sind am vierten Tag zum Tempel Banteay Srei gefahren, der 30 km entfernt von Angor Wat liegt. Am letzten Tag waren wir dann vormittags nur nochmal im Tempel Ta Prohm. Man kommt sicherlich auch mit weniger Tagen hin, so kann man aber einige Tempel mehrfach besichtigen und neue Details entdecken.
Um den Park zu besuchen würde sich mit den Erfahrungen aus Vietnam natürlich ein Motorroller super anbieten. Da es aber wohl viele Unfälle gab, ist es Ausländern verboten mit dem eigenen Motorroller durch den Park zu fahren. Vielleicht ist es aber auch die einflussreiche Lobby der Tuk-tuk-Fahrer, die dafür sorgt, dass ein Tuk-tuk das mit Abstand beste Fortbewegungsmittel im Park ist. Eine Alternative ist noch das Fahrrad, das sich für die kleine Runde anbieten würde. Allerdings ist es ehrlich gesagt auch ganz entspannend, zwischen den Tempelbesuchen hinten im Tuk-tuk den Fahrtwind zu genießen. Es ist nämlich ansonsten ganz schön heiß und die Luftfeuchtigkeit ist auch ziemlich hoch.
Wir waren jetzt in der Regenzeit in Angkor Wat. Das Wetter ist dann zumindest wechselhaft. Wir hatten auch Tage, an denen es bewölkt war und auch geschauert hat (zum Glück meistens nachts). So einen blauen Himmel wie auf dem Bild gibt es in der Trockenzeit natürlich häufiger - ABER dann ist es auch direkt viel heißer und in der Trockenzeit ist es auch unglaublich voll. Es war jetzt schon viel los, aber von Dezember bis April müssen die Tempel völlig überfüllt sein. Da hilft es nur, sehr früh bei den Tempeln zu sein oder die kleine/große Runde nicht wie üblich im sondern gegen den Uhrzeigersinn zu fahren. Der Sonnenaufgang bei Angkor Wat und der Sonnenuntergang auf dem Hügel Pnohm Bakhang (wir haben beides nicht gemacht) müssen wohl aber immer unglaublich voll sein. Auf den Hügel dürfen nur 300 Menschen gleichzeitig, daher ist es üblich, sich ab 15 Uhr für den Sonnenuntergang, der gegen 18 Uhr ist, Plätze zu reservieren. Bei uns war es jetzt wie gesagt heiß und schwül, da ist ein Pool im Hotel eine gute Empfehlung zum abkühlen nach den Touren.
Angkor Wat ist ein enormer Wirtschaftsfaktor für Kambodscha und vor allem Siem Reap. Leider wird nicht nur mit Eintrittskarten, Unterkünften und Tuk-tuk-Fahrten Geld verdient, sondern auch mit dem Verkauf von Kühlschrankmagneten, Postkarten, Armbändern und T-Shirts - vor allem durch Kinder. Hinter jedem Tempel hört man sofort wieder "only one Dollar". Dass man den Kindern am meisten hilft, wenn man ihnen nichts abkauft, hat leider immer noch nicht jeder verstanden. Im Verhaltenskodex für Angkor Wat steht es aber auch nochmal (hier wird auch darauf hingewiesen, dass man sich nicht nackt fotografieren darf, sondern immer angemessen gekleidet sein soll und man aufgestellte Hinweisschilder wirklich beachten soll). An einigen Tempeln sorgen Musiker, die Opfer von in Kambodscha leider immer noch weit verbreiteten Landminen geworden sind, mit typischer Khmer-Musik für eine passende Untermalung der Szenerie. Man kann sich auch an vielen Tempeln auch einen Guide nehmen, der einem mehr Details zur Geschichte und Tempelverzierungen geben kann. Wir sind aber bei den Informationen aus unseren Reiseführern geblieben. Bei der Hitze ist es schwer, neben den schon so gewaltigen optischen Eindrücken der Tempel noch weitere Informationen zu verarbeiten. Die Qualität der Guides soll auch sehr wechselhaft sein, während einige nur auswendig gelernte Phrasen wiedergeben und sich bei Rückfragen große Wissenslücken auftun, gibt es andere, die auch in sehr vielen verschiedenen Fremdsprachen einen absoluten Mehrwert liefern. Wir haben uns aber wie gesagt selber über die Entstehungsgeschichte, den Auf- und Niedergang des Khmerreiches und die Bedeutung der einzelnen Tempel informiert. Im Banteay Srei-Tempel gibt es zudem ein gutes Informationszentrum, in dem man Wissenswertes über die Bedeutung des Tempels, die architektonische Abgrenzung zu den anderen Tempeln und die Wiederentdeckung durch die Franzosen mit anschließender Restauration erfährt.
Abends macht es dann nach getanem Tagewerk durchaus Sinn, sich mit einem frischen Angkor-Bier zu belohnen. Siem Reap bietet eine Vielzahl an Lokalitäten und wer länger raus will, findet in der Pub-Street diverse Kneipen (unter anderem die Angor WHAT?-Bar).
Tim
21.09.2018 - 25.09.2018
Siem Reap
Kambodscha, Tempel, Ruinen
Patrick 08.10.2018 um 14:42 Uhr
Hallo Ihr Lieben,
damals hatte die 5-Tages Karte noch 11 US-Dollar gekostet. Auch ich bin mit dem Tuk-Tuk gekommen, auch ich habe die große Tour entgegen dem Uhrzeigersinn gemacht, es war im Februar 2009, nass geschwitzt war ich, jeden Tag andere Kleidung. In Sachen Kultur war es das Beste, was ich in Asien erlebt habe. Ihr habt es treffend und sehr gut beschrieben.
Die Vagabunden 27.09.2018 um 23:47 Uhr
Ihr werdet noch richtige Kultur-Experten. Interessante Fotos, vor allen Dingen das letzte gefällt einem Vagabunden besonders. Mmmmmh!
Heri 26.09.2018 um 18:58 Uhr
Ganz toll beschrieben,ebenso die Fotos.Vor Jahren war im Gasometer Oberhausen eine Ausstellung ,wo u.a. Der von Baumwurzeln verschlungene Tempeleingang zu sehen war.Weiterhin alles gute für eure Entdeckungsreise!
Fotos: Banteay Srei
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